November 2020

Aktion Händewaschen

Steigende Covid-19-Fallzahlen und fallende Temperaturen lassen die Sorge vor einem (mehr oder minder strikten) zweiten Lockdown aktuell wachsen. Zeit für uns, noch einmal auf die besondere Lage von wohnungs- und obdachlosen Menschen hinzuweisen, die in so einer Ausnahmesituation erfahrungsgemäß mit existenziellen Problemen konfrontiert werden.

Dabei zieht die Unterbringung in Sammel- und Massenunterkünften besondere Kritik auf sich. Ein Schutz vor Infektion kann wohl kaum gewährleistet werden, wenn (fremde) Menschen sich in großer Zahl ein Zimmer, ein Bad und eine Küche teilen. Angesichts der vielen tausenden leerstehenden Ferienwohnungen, Apartments und Hotelzimmer, die bei erneuter Einschränkung des Reisebetriebs leer stehen, ließe sich eine dezentrale Unterbringung ohne Probleme organisieren. Hier ist die Solidarität des Gastgewerbes bzw. eine Anreizschaffung durch die Politik gefragt.

Ein Leben ohne Wohnung bzw. Obdach ist unter normalen Umständen schon eine Belastung für Körper und Psyche. Während des Lockdowns wächst diese jedoch erheblich an. Eine konstante Versorgung von Wohnungs- und Obdachlosen mit medizinischer und psychologischer Betreuung ist deshalb zu gewährleisten. Wesentlich dafür ist, dass ebensolche Kernbereiche besser ausgestattet und nicht nur ehrenamtlich ausgeführt werden.

Eindringlich ist auf die desolate hygienische Situation auf der Straße hinzuweisen, die sich verschärft, wenn Einrichtungen mit frei zugänglichen Sanitäranlagen geschlossen sind und Menschen wochenlang weder duschen noch sich regelmäßig die Hände waschen können. Forderungen, es Hamburg gleichzutun und die Sanitäranlagen von (geschlossenen) Schwimmbädern oder Vereinen für Obdachlose zu öffnen, verhallten in Berlin, obwohl einzelne Vereine durchaus ihre Bereitschaft signalisierten. Bei einem erneuten Lockdown sollten bürokratische Hürden erklommen und ungenutzte Sanitäranlagen solcher Art geöffnet werden.

Um einen niedrigschwelligen Zugang zu Waschmöglichkeiten für Hände und Gesicht zu erreichen, haben die Mitgliedsorganisationen des AK Wohnungsnot eine unkonventionelle Lösung gefunden: Apotheken, Praxen, Buchläden, Büros etc. stellen wohnungslosen Menschen dabei ihre Sanitäranlagen kostenfrei für kleinere Hygienemaßnahmen zur Verfügung. Teilnehmende Betriebe lassen sich an einem Aufkleber erkennen, der gut sichtbar an Tür oder Schaufenster angebracht ist.

Abschließend bleibt der Appell, sich solidarisch mit Wohnungs- und Obdachlosen zu zeigen. Im Kleinen, indem beispielsweise Gabenzäune mit Alltagsbedarf bestückt werden, oder im Großen auf gesellschaftlicher beziehungsweise politischer Ebene, wo das für alle gültige Recht auf Unversehrtheit und Menschenwürde eigentlich keine andere Wahl lässt, als eine schnellere, bessere Hilfe zu gewährleisten.

Mitmachen

Wer mitmachen möchte, schreibt einfach eine Mail an mail@ak-wohnungsnot.de mit seiner Adresse und einer gewünschten Anzahl an Aufklebern und bekommt dann in den nächsten Tagen Aufkleber und Info-Karten Frei Haus geschickt.

Die Aktion ist auch auf Facebook und Instagram.